„Ich bin nicht der ‚Herr Chef‘. Ich bin der Dominik.“

Vater Robert Köck sen. und Sohn Dominik, der das Erfolgsunternehmen in dritter Generation übernimmt, erzählen über Beginn und Zukunft der Bäckerei und darüber, was sie aneinander schätzen, wann sie lieber eigene Entscheidungen treffen und warum sie zum Fleischer ihre eigenen Semmeln mitbringen... MEHR LESEN

Vater Robert Köck sen. und Sohn Dominik, der das Erfolgsunternehmen in dritter Generation übernimmt, erzählen über Beginn und Zukunft der Bäckerei und darüber, was sie aneinander schätzen, wann sie lieber eigene Entscheidungen treffen und warum sie zum Fleischer ihre eigenen Semmeln mitbringen.
Robert Köck sen. eröffnete die Bäckerei 1955 in Gmunden (OÖ), 1966 übersiedelte der Betrieb nach Mürzzuschlag. Wie war das?
Robert Köck: Ich war damals 10 Jahre alt und erlitt eine Art Kulturschock. Ich fühlte mich fremd in dieser neuen Stadt. Ich vermisste meine Freunde. Zudem war es damals unüblich, dass jemand seinen eigenen Betrieb hat. Mein Vater und unsere Bäckerei wurden damals belächelt. Dieser Gegenwind spornte meinen Ehrgeiz an.
Es war also von Anfang an klar, dass Sie den Betrieb übernehmen werden?
Robert Köck: Überhaupt nicht, ich habe mich lange gewehrt. Ich wollte lieber ins Büro. Jeder wollte das damals. Bäcker war kein besonders angesehener Beruf. Aber dann entdeckte ich, dass ich ein guter Bäcker und gleichzeitig ein Unternehmer sein kann. Mir hat die Mischung aus beidem unheimlich viel Spaß gemacht. Gute Produkte herzustellen, deren Qualität positiv zu beeinflussen und die Reaktion der Kunden direkt mitzubekommen – das war großartig.
Dominik: Mein Vater hat das damalige Berufsbild Bäcker aufgebrochen. Er hat sich intensiv mit den Produkten auseinandergesetzt, Dinge hinterfragt und unternehmerisch gedacht.
Mit Dominik Köck übernimmt jetzt die dritte Generation den Familienbetrieb. Denken Sie ans Aufhören, Herr Köck?
Robert Köck: Keineswegs! Ich habe nie Ruhe gegeben. Ich habe den Betrieb immer angetrieben und das macht mir nach wie vor Freude.
Dominik: Ich schätze es sehr, dass Papa jeden Tag im Betrieb ist und mich unterstützt. Es wäre schade, sein Know-how nicht zu nutzen. Bäcker ist ein traditioneller Beruf, da gibt man Wissen von Generation zu Generation weiter. Das war beim Papa und beim Opa nichts anderes. Die ältere Generation ist für den Erfahrungsaustausch da, die Junge entwickelt den Betrieb weiter.
Robert Köck: Meine Rolle ist Unterstützer und Coach. Und ich reduziere meine Arbeitszeit ein bisschen, von 14 auf 8 Stunden (lacht).






Köck ist ein Traditionsbetrieb. Welche Traditionen sind dir heilig und wo denkst du anders?
Dominik: Das Bestreben, unsere ohnehin hohe Qualität noch weiter zu verbessern – das bleibt oberste Priorität. Heute sind die Möglichkeiten, tolle Qualität zu liefern, so gut wie noch nie. Dieses Potenzial schöpfen wir voll aus. Dafür bringe ich bei der Mitarbeiterführung verstärkt meine eigenen Ansichten ein. Ich bin zum Beispiel nicht der Herr Chef, ich bin der Dominik. Ich bin überzeugt, dass man mit kollegialer Führung sehr weit kommt.
Mit welchen Herausforderungen ist die Bäckerei heute konfrontiert?
Dominik: Wie gesagt, der Umgang mit dem Team ist von großer Bedeutung. Wir möchten unseren über 80 Mitarbeiter:innen ein gutes Gefühl geben, wenn sie bei uns sind. Wir wertschätzen sie, wir sind flexibel und wir legen uns ins Zeug für sie. Früher kümmerte man sich hauptsächlich um die Qualität der Produkte, heute geht es auch stark um die Qualität des Miteinanders.
Wo ist noch Umdenken gefragt?
Dominik: Aktuell bei der Energieversorgung. Gas war in den Backstuben ganz selbstverständlich. Wir schauen uns bereits um, welche Alternativen es gibt. Wir wollen für die Zukunft gerüstet sein und sind gerade dabei auf nachhaltige Energieversorgung umzustellen.
Esst ihr selbst gern Brot und Gebäck oder freut ihr euch nach dem Tag in der Backstube auf geschmackliche Abwechslung?
Robert Köck: Ich esse jeden Tag unser Brot. Das geht gar nicht anders.
Dominik: Brot ist auch mein Grundnahrungsmittel, am liebsten sogar ohne Belag (lacht). Beim Fleischer gehen wir manchmal mit unseren eigenen Semmeln hin und lassen uns den Leberkäs reingeben. Weil für uns unsere Semmeln einfach die besten sind.
Dominik, was ist deine Vision für die Zukunft?
Dominik: Wir sind ein verlässlicher Arbeitgeber. Seit 1955. Mir ist ganz wichtig, dass wir das auch weiterhin bleiben. Ich wünsche mir Stabilität und Verlässlichkeit. Höhenflüge erlaube ich mir nur, wenn sie kalkulierbar und vernünftig sind. Und eines noch zum Brot.
Ich finde, Brot ist das kleinste Luxusgut. Eines, das sich jeder leisten kann. Ich will auch in Zukunft ein hochwertiges Qualitäts-Lebensmittel zu fairen Preisen anbieten.
